Fotos Volkmar Hamp
WIR GESTALTEN e.V. – Kiezpatenschaften
Wer sind wir? Vor mehr als acht Jahren haben Freiwillige aus der Baptistenkirche Berlin-Wedding damit begonnen, Kindern und Jugendlichen aus dem Kiez Nachhilfeunterricht zu geben. Aufgrund der wachsenden Anfrage wurde im Frühjahr 2006 der sozial-diakonische Verein WIR GESTALTEN e.V. gegründet, um die Stadtteilarbeit der Kirche institutionell und personell zu unterstützen. Dadurch konnten auch Mitarbeiter und Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft gewonnen werden, die Projektarbeit zu unterstützen. Die Kiezpatenschaften haben sich seither ständig weiterentwickelt und professionalisiert. Bisher wurden 90 Patenschaften gematcht, von denen aktuell 38 fortbestehen bzw. im vergangenen Jahr gebildet wurden. Die Nachfrage nach ehrenamtlichen Engagement sowie nach Patenschaften seitens der Zielgruppe geflüchteter Kinder ist groß.
Woran arbeiten wir? In unserem Projekt werden Flüchtlingskinder durch ehrenamtlich engagierte Menschen dabei unterstützt, am sozialen Leben im Kiez teilzuhaben. Wir schaffen Begegnungsmöglichkeiten zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und mir unterschiedlichen Lebensentwürfen. Die Paten und Patinnen treffen sich mit ihren Patenkindern einmal pro Woche für zwei bis vier Stunden. Sie gestalten gemeinsam ihre Freizeit, indem sie z.B. Sport treiben, Kulturveranstaltungen besuchen, Musik machen, kochen oder einfach nur spazieren gehen. Durch die interkulturelle Kommunikation, den Vertrauensaufbau und die Begegnung mit anderen Rollenvorbildern können beide Seiten voneinander lernen und einen Beitrag für eine friedliche und lebendige Nachbarschaft leisten. Unsere Patenschaften können ungerechten Bildungschancen entgegenwirken, zur Entwicklung positiver Zukunftsentwürfe motivieren und zu mehr Toleranz in der Gesellschaft beitragen.
Was erwarten wir vom Perspektivwechsel? Bei „Teilhabe“ gehen wir meist von unserem individualistisch geprägten Gesellschaftsbild aus. Wir sind als Projektgestalter und Forscher meist der Ansicht, man müsse nur fragen, dann „beteiligt man“ automatisch und bekommt eine Antwort. Wenig berücksichtigt wird, dass wir es bei vielen Herkunftsgesellschaften der Geflüchteten mit einem kollektivistisch geprägten Gesellschaftsbild zu tun haben. Deshalb sind Hierarchien der Familienmitglieder, andere Interessen oder Werte neben aktuellen Problemlagen und Sprachbarrieren zu berücksichtigen.
Es ist ein großes Anliegen der Projektleitung, darüber zu sprechen, was „Teilhabe“ in diesem Kontext heißen kann und wie wir Beteiligung nicht nur für unsere Projekte und Forschungsinteressen hinbekommen, sondern Teilhabe im Sinne eines Miteinanders auf Augenhöhe. Das Forschungsvorhaben in dieser Hinsicht unterstützen zu können wäre uns ein großes Anliegen!
Internetseite des Projekts:
www.wirgestaltenev.de
Ansprechpartnerin:
Dr. Kerstin Falk
Projektlaufzeit:
01.01.2019–31.12.2020 (Folgeprojekt)
Quartier/Nachbarschaft
Förderprogramm:
Aktion Mensch